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Die Open Air-Galerie am Spittelberg ist der Ursprung der Darstel-

lung von Kunst auf Out of Home-Medien in ganz Wien.

Alles begann in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts. In

Wien hatte man ein zu verkommen und verfallen drohendes, barockes

Stadtviertel vorbildlich saniert – es war das erste Altstadtsanierungs-

und Revitalisierungsprojekt in Österreich. Die Bewohner wurden

nicht umgesiedelt, sondern konnten zu moderaten Mieten in den

renovierten Häusern weiterwohnen. Ein Kulturzentrum entstand,

sukzessive folgten Lokale, einTheater, ein Filmcasino sowie Galerien.

Der Spittelberg wurde zum Kommunikationszentrum der jungen,

urbanen und kritischen Bürger.

Zur selben Zeit brachte die Gewista in Wien die City Lights auf den

Markt und änderte ihre Sponsoring-Philosophie. Stadtmobiliar,

damals noch ein neuer Begriff, wurde zum Träger für Ausstellungen.

Und am Spittelberg entstand – mit City Lights und Litfaßsäulen – die

erste Open Air-Galerie, mit jährlich zwei neuen Ausstellungen und

einem breiten Spektrum an Themen für das „Tagebuch der Straße“,

wie zum Beispiel

■ „die Zweite Republik im Spiegel des Plakates“ über das Zusammen-

spiel von Plakat und Kommerz;

■ „Urbanität 2000 – Kultur im öffentlichen Raum“: Bemalung von

Plakatflächen durch Künstler der Angewandten (Universität für

angewandte Kunst in Wien) mit freien Assoziationen zum ent-

schleunigten Leben in der Großstadt, eine Geschichte des Spittel-

bergs, früher einmal ein Bordellzentrum – bis heute mit Remem-

bering der Bewohner;

■ „Plakat und Widerstand“ zur Auseinandersetzung zwischen Kom-

merz und Politik. Demokratie als Ware, Reste kommerzieller Kam-

pagnen blitzen unter der Fläche hervor. Nicht die Politik bestimmt,

sondern der Kommerz;

■ „Kunst und Plakat, Plakat und Provokation“ mit Sujets von Benet-

ton bis Schiele.

Dazu gab es Lesungen, Diskussionsabende zur Funktion vonWerbung

im öffentlichen Raum – und die erste Ad-Art-Galerie, in der Rein-

zeichnungen und Originalscribbles von Werbekampagnen verkauft

wurden. Ein neuer Kunstzweig etablierte sich.

Die Open Air-Galerie gibt es heute noch am Spittelberg, wenn auch

in eingeschränkter Form, und parallel dazu die Verbreitung des

Grundkonzepts auf die gesamte Stadt: Die Out of Home-Werbeträger

und das Stadtmobiliar als Ausstellungselemente. Kunst auf Werbe-

medien im öffentlichen Raum wurde hier das erste Mal geprägt.

Dr. Helmut Strutzmann

DAS TAGEBUCH DER STRASSE

Protest, Ästhetik, History

Plakat und Provokation – Thema einer Ausstellung in der Open

Air-Galerie, die sich intensiv mit der Funktion von Werbung im

öffentlichen Raum auseinander setzt.

Der Wiener Spittelberg hat sich als Kommunikationszentrum der

jungen, urbanen und kritischen Bürger etabliert.

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OOH!–Fokus