OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2015

16 Es gibt wahrscheinlich kein anderes Werbe­ medium als Out of Home, bei dem plakative Kreativität eine derartig große Rolle spielt. TV- Spots und die klassischen Schienenbauanzeigen können konventionell, bieder, brav sein. Der Werbedruck allein zählt. Bei Out of Home ist es anders. Kreativität sticht. Sie macht jenen besonderen Reiz aus, den Out of Home beim Betrachter erzielt: Schock, Erregung, Irritation, Mobilisierung. Oder einfach nur spontane Lust. Out of Home hat eigene Gesetze: Die Größe der Sujets, die Mobilität in der Betrachtung, die unterschiedlichen Bewegungsgruppen, die Plakate besehen. Ein Flaneur sieht anders als ein Autofahrer. Wir haben die Erfahrung gemacht: Out of Home ist für die meisten Creatives eine locken- de und verlockende Herausforderung, wenn sie sich näher damit beschäftigt haben, wenn sie öffentlich durch die Stadt fahren und Out of Home aus einem anderen Blickwinkel be- trachten. Deshalb sind wir bemüht, mit den Kreativen in den Agenturen, den Creativ- und Design-Studios ins Gespräch und „in Fahrt“ zu kom- men, Tools und Skills für ihre Arbeit zur Ver- fügung zu stellen. Wir wollen vermitteln, was eine starke Out of Home-Kampagne bewirken kann: an öffent­ lichem Diskurs, an Skandalen, aber auch an Absatzsteigerungen und Imageoptimierungen für ein Projekt. Out of Home kann rasch wie kein anderes Massenmedium Bekanntschaft vermitteln, eine Marke wieder aufladen und neu dramatisieren, positionieren. Noch etwas: Plakat hat gemeinsame Wurzeln mit der Kunst. Die revolutionären Künstler des 19. Jahrhunderts, die mit den Traditionen bra- chen, Licht und Expression suchten, haben das Plakat für sich entdeckt: als Werbemedium für ihre Ausstellungen, die von der herrschenden Elite boykottiert wurden, gleichzeitig als autochthones Ausdrucksmittel, als Kunst im öffentlichen Raum. Aus dieser engen Verbindung ist ein neues Me- dium entstanden. Bis heute beschäftigen sich bildende Künstler auch mit kommerzieller Plakatwerbung oder zitieren, verfremden sie und spielen mit ihr. Nicht nur Andy Warhol, auch Wolfgang Richter, VALIE EXPORT, Neo Rauch oder Arnulf Rainer haben immer wieder Plakat- kampagnen gestaltet. Kreativität und Out of Home – das wird gera- de im digitalen Zeitalter neue Herausforderun- gen mit sich bringen. Bewegtbild auf bewegten Flächen für bewegte Menschen erfordert neue Ästhetiken und neue Techniken. Anbieter und Umsetzer müssen in den direkten Dialog zueinander finden. Dr. Sabine Breitwieser, Direktorin Museum der Moderne, Salzburg OOH!–Aspekte Out of Home ist Reduktion

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