OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2022

Ohne Herkunft keine Zukunft, oder auf gut österreichisch: von nix kommt nix. Selbst bei einem entspannten Spaziergang durch die Stadt Salzburg stellen sich derzeit ungefragt Gedanken über die Struktur des Seins ein: Ist das, was wir derzeit erleben, schon eine Zeitenwende oder, weniger pathetisch, das nahe Ende der liberalen europäischen Demokratien? Warum es gleich so tief geht, hat zum einen mit dem Frühling zu tun, der unser Gemüt empfindsam und munter macht, und zum anderen ist es einfach unmöglich, die historisch gewachsene Schönheit dieser Stadtlandschaft zu ignorieren. Man kann ihr nicht aus dem Weg gehen, sie stellt sich einem an allen Ecken und Enden des städtischen Treibens und wirtschaftlichen Tuns in den Weg. Und weil es im besonderen Schönheitserlebnis stets dieses Nachzittern gibt, das mit Verlustangst zu tun hat, suchen wir Halt. So befindet sich jeder schneller, als er schauen kann, in einem Gesamtkunstwerk, wenn er sich darauf einlässt, an den Salzach-Kais entlang zu flanieren. Da sind sie, die ewig jungen Litfaßsäulen, zwischen den Kastanien platziert wie gut gepflegte Neupflanzungen, mit Botschaften, die sich um die kulturellen Stärken dieser Stadt drehen. Man wird neugierig gemacht auf das aktuelle Projekt der umbaubedingten Übersiedlung des altehrwürdigen Landestheaters in ein Roncalli-Zirkuszelt, wo Carmen und Cabaret laufen werden, und man sieht sich eingeladen, imMuseum der Moderne auf demMönchsberg sich der zeitgenössischen amerikanisch-kanadischen Fotografie zu stellen, die mit dem Wirklichkeitsbegriff spielt. Die Aussenwerbung ist maßgeblicher Darsteller in einem Gesamtkunstwerk. Salzburg steht da auf festen Füßen, ist auf optische und qualitative Betrugsversuche nicht angewiesen. Den informationsheischenden Blick auf die Litfaßsäulen, die analogen Plakaten, die bunten O-Busse und die digitalen CityLight-Plattformen ziehen auch die Fassaden der Altstadthäuser, die Vielfalt der barocken Kirchen, die Festung Hohensalzburg, bis hin zu den Festspielhäusern auf sich. Alles spielt mit, die ganze Stadt ist Bühne, und nicht nur, wenn sie im Sommer seit mehr als 100 Jahren festspielt. In dieser Fülle ist die Aussenwerbung kein Beiwagerl, wie man hier sagt, sie ist ein maßgeblicher Darsteller in einem Gesamtkunstwerk, das als wirtschaftlicher und künstlerischer Motor auf Schuss gehalten werden muss. Die Konkurrenz für die wachen Augen und unseren unruhigen Geist ist groß in der Mozartstadt, hier wollten Fürsterzbischöfe, Künstler und Bürger dem Leben nicht einfach nur eine Form geben, sondern Gestaltungsmöglichkeiten selbstbewusst ausloten. Für die kunstsinnigen Protagonisten der in Salzburg ansässigen Progress Werbung ist es keine Frage, dass professionelle Kaltschnäuzigkeit an diesemOrt zu wenig ist, um die Wirkungsmöglichkeiten der analogen und digitalen OOH-Formate auszuloten. Der Anspruch war immer, musste immer sein, inmitten dieses Eyecatcher-Dorados Salzburg über die kommerziell relevante Informationsleistung hinaus zu kommen, mit speziellem Gestaltungsehrgeiz, mit verlässlichem sozialen, kulturellen und sportlichen Engagement. Es ist kein zu großes Wort, wenn wir hier von der gesellschaftspolitischen Relevanz eines zum raschen und sensiblen Handeln fähigen Aussenwerbeunternehmens reden. Effizienz, Resilienz, und was weiß Gott noch alles werden heute von der Wirtschaft verlangt, doch als Grundlagen des Erfolgs werden Erfahrung, Innovation und Pflichtethos gewiss nicht in Pension geschickt. Als vor 15 Jahren die Progress Werbung mit tätiger Unterstützung durch Land, Stadt und ORF den Kunstplakatpreis ins Leben rief, war das im Unternehmensverständnis ein entschlossener Fanfarenstoß. Es glückte sofort weithin sichtbar zu machen, dass Plakatwerbung über das schnelle Hinschauen hinaus eine bedeutsame soziokulturelle Dimension erlangt, wenn imHause Ernsthaftigkeit und Kontinuität regieren. Der reflexartige Verdacht, dass da das Strohfeuer eines Marketing-Gags entfacht würde, war rasch zerstreut. Der Preis machte Furore, die breit gefächerte Kulturszene wusste Die ganze Stadt ist Bühne 22 OOH!–Aspekte

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyMzYy