OOH-Magazin Ausgabe 1 - 2023

Sie bauen den Prototyp – mit wem geht er dann gegebenenfalls in Serie? Haben Sie hier an die OOH-Vermarkter gedacht? SCHULZE: Das ist jetzt alles natürlich schon sehr weit gedacht. Der Knackpunkt ist die Investition in das technische Update der Säule. Deshalb meine Überlegung, das Display auch im regulären Betrieb zu nutzen, damit es sich für die Vermarkter am Ende rechnet. Durch eine serielle Fertigung des Displays bzw. der gesamten technischen Ausstattung lassen sich die Herstellungskosten sicherlich nochmal deutlich senken. Das alles wäre dann für die zweite Projektphase interessant. Jetzt müssen wir erst daran arbeiten, den Prototyp zu realisieren. Ihre Idee für die „Litfaßsäule 4.0“ ist ganz im Sinne von Ernst Litfaß, der eine Anlaufstelle im öffentlichen Raum für die Vermittlung von Informationen schaffen wollte. Künftig dann auch in einer Krise – räumt das den OOH-Medien noch einmal eine besondere Bedeutung ein? SCHULZE: Als wir 2020 mit „emergenCITY“ gestartet sind, war für viele bundesdeutsche Bürger Krise nicht so das Thema. Dieses Krisenbewusstsein ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Und im Krisenfall werden diese Medien schon neu bewertet. Ziel des Katastrophenschutzes ist es alle Menschen zu erreichen, auch solche, die kein Handy haben oder es nicht mehr bedienen können. Je mehr Medien bespielt werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit am Ende 100 Prozent der Bevölkerung zu erreichen. Das Szenario ist ein überregionaler Stromausfall. Wer bringt das Projekt von der TU Darmstadt auf eine bundesweite Ebene? SCHULZE: Das BBK ist Kooperationspartner von „emergenCITY“, das Projekt ist dort auf großes Interesse gestoßen. Wir haben Kooperationspartner aus der Politik, aber auch aus der Wirtschaft, und präsentieren unsere Zwischenergebnisse auf verschiedenen Veranstaltungen. So tragen wir es über die TU Darmstadt hinaus und sind im regen Austausch mit Experten, deren Feedback für uns sehr wichtig ist. Beim Thema Krisenbewältigung kann es im Einzelfall um Menschenleben gehen. In der Krise müssen Dinge von jetzt auf gleich entschieden werden, das ist mit viel Verantwortung verbunden. Wenn alles nach Plan läuft, wann werden die „Litfaßsäulen 4.0“ im öffentlichen Raum stehen? SCHULZE: Es ist ambitioniert, aber der Prototyp soll bis Ende diesen Jahres realisiert werden. Das ist ein wichtiger Schritt, weil damit die Umsetzbarkeit bewiesen wäre. Wir sind gerade dabei die Verstetigungsphase beim Land Hessen respektive dem LOEWE-Programm zu beantragen. Damit würde das Projekt um weitere drei Jahre verlängert, bis inklusive 2026. Am Ende dieser zweiten Förderphase könnte so ein System stehen. Allerdings ist nie genau vorhersehbar, welche Stolpersteine, Hindernisse und Herausforderungen noch auf einen warten. In der Praxis steckt der Teufel oft auch im Detail. Interview: Karin Winter Ziel des Katastrophenschutzes ist es alle Menschen zu erreichen. DOOH ist elementarer Teil des bundesweitenWarnsystems Großbrände, Überflutungen, Unwetter oder Bombenentschärfungen – immer wieder drohen lokale oder überregionale Gefahrensituationen, vor denen die Bevölkerung zu ihrem Schutz gewarnt werden muss. Dabei dienen digitale Out of Home-Medien bundesweit als offizielleWarnmultiplikatoren der kommunalen Infrastruktur, neben TV, Rundfunk und Warn-Apps. Allein 6.450 digitale Stadtinformationsanlagen von Ströer sowie über 900 digitale Screens von Wall sind in das zentrale ModulareWarnsystems (MoWaS) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) integriert. Je nach Gefahrenstufe sind alle beteiligten Medien gehalten, die Warnung der Behörden in ihr reguläres Programmaufzunehmen oder es für dieWarnung sofort zu unterbrechen. So zum Beispiel auch beim bundesweitenWarntag am 8. Dezember vergangenen Jahres, an dem das MoWaS und alle daran angeschlossenenWarnmittel getestet wurden. BBK-Präsident Ralph Tiesler betonte aus diesem Anlass: „Über den Mix an unterschiedlichen Warnmitteln – jedes für sich hat seine Vor- und Nachteile – stellen wir sicher, möglichst viele Menschen zu erreichen. Die digitalen Informationstafeln leisten dabei einen unverzichtbaren Beitrag, Warnmeldungen im urbanen Raum zu verbreiten.“ Neben der nationalen Vereinbarung mit dem BBK verfügen die Anbieter von DOOH-Anlagen bundesweit über weitere regionale und lokale Vereinbarungenmit Städten, Kommunen und Dienststellen von Feuerwehr und Polizei. Vielerorts ersetzen die digitalen Anlagen im öffentlichen Raum Sirenen, die ersatzlos abgebaut wurden. Im Juni 2022 hat Ströer auf dem Greentech-Festival in Berlin erstmals Lösungen präsentiert, die die bisher rein visuellenWarnmeldungen auf den Screens durch akustische Signale ergänzen. 20 OOH!–Fokus

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