OOH-Magazin Ausgabe 3 - 2020
Genau vor einem Jahr, auf den Medientagen in München, konnte Peter Christmann die vielen Fragen gar nicht mehr beantworten. Er hatte mit Media4Planet soeben das weltweit erste nachhaltige Media- Modell vorgestellt und damit die Aufmerksamkeit des Auditoriums gewonnen. Mit jeder Kampagne, so die Vision, werden die Klima- schutz-Ziele der Vereinten Nationen unterstützt und weitere Umwelt- schutzprojekte gefördert. Werben und dabei die Erde retten – das ist schon länger die Wunschvorstellung der Marketingbranche. Erst beim Kreativfestival in Cannes wenige Monate zuvor war es auch vor allem um dieses Thema gegangen: Purpose. Zwölf Monate später ist die Euphorie ein wenig gedämpft. Bislang konnte Media4Planet, zu deren Partnern auch Ströer und Goldbach zählen, noch keine Kampagne umsetzen. Das mag der Corona-Krise geschuldet sein, die vielen Plänen einen Riegel vorschob. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Thema grundsätzlich an Rele- vanz verloren hätte. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie durchgeführt wurden und zeigen, dass die Menschen ihren Konsum künftig kritisch überdenken wollen. In der Studie „Die Zukunft nach Corona“ (Ad Alliance) sprachen sich beispielsweise etwas mehr als die Hälfte der Befragten dafür aus, dass Marken künftig mehr Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen sollten. Eine internationale Verbraucher-Befragung der Unterneh- mensberatung Accenture kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Darin sagen 45 Prozent, dass sie beim Einkaufen neuerdings verstärkt auf Nachhaltigkeit achten und das auch künftig so handhaben wollen. „Die Pandemie wird wahrscheinlich im Laufe der nächsten zehn Jah- ren zu einer Ära des nachhaltigeren, gesünderen Konsums führen“, glaubt Oliver Wright, Managing Director und Global Lead für Con- sumer Goods bei Accenture. „Sie wird die Verbraucher dazu veran- lassen, mehr darüber nachzudenken, was sie kaufen.“ Wie hier in Leipzig entscheiden sich immer mehr Städte für begrünte Wartehäuschen als aktiven Beitrag zum Umweltschutz im urbanen Raum. Wie in anderen Bereichen dürfte also auch hier der Druck der Ver- braucher auf die Unternehmen zunehmen. Damit wird Nachhaltigkeit zu einemThema, das den B2B-Bereich tangiert und für Kunden, aber auch Mitarbeiter und potenzielle Bewerber relevant ist. Die Botschaft: Seht her, wir nehmen es ernst mit der Verantwortung für die Umwelt. Wir reden nicht nur, wir handeln auch. Die Agenturgruppe Service- plan hat unlängst ihre Mitarbeiter befragt, für wie wichtig sie das Thema halten. Das Votum fiel eindeutig aus: Über 70 Prozent wünsch- ten sich, dass das Unternehmen mehr für den Klimaschutz tun sollte. Inzwischen kommt die größte inhabergeführte Agenturgruppe Euro- pas dieser Aufforderung nach. Noch in diesem Jahr sollen alle Stand- orte in Deutschland klimaneutral sein. In den beiden kommenden Jahren sollen die Standorte im Ausland folgen. Kommt jetzt der Tausender-Kontakt-Emissionswert? Das bedeutet: Wer jetzt die Weichen auf Nachhaltigkeit stellt, besetzt ein Zukunftsthema. Irgendwann wird die Corona-Krise abebben und das Werbevermarktungs-Business wieder laufen. Wer dann mit einem innovativen Öko-Konzept am Start ist, könnte Vorteile haben – weil er sich als ernsthafter, glaubwürdiger Geschäftspartner präsentiert, dem die Umwelt nicht egal ist. Die Agentur Weischer.JvB hat sich in diesem Kreis schon mal einen Platz gesichert. Als erster Vermarkter bietet sie künftig klimaneutrale Out of Home-Kampagnen an. Und das geht so: Zuerst wird der CO2- Fußabdruck der geplanten Kampagne ermittelt. Dazu werden die voraussichtlichen Emissionen analysiert, die durch Logistik und Pro- duktion entstehen. Anschließend wird die Kampagne nachhaltig aus- gesteuert, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Dazu zählt beispiels- weise die Auswahl umweltfreundlicher Werbeträger, die Produktion 26 OOH!–Strategie & Planung Deutschland
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