OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2019
Ob diese Aktion Gnade vor Greta Thunbergs strengem Urteil findet, wenn sie ihr Weg mal wieder nach Schweden führt? Im Heimatland der mittlerweile weltbekannten Klimaaktivistin hat McDonald’s vor kurzem spezielle Billboards bauen lassen, die außen zwar nach wie vor für die Fast Food-Kette werben, in ihrem Innern aber zugleich Wildbienen Schutz bieten. Fluglöcher in den Buchstaben der Headline verleihen deren Aussage nun doppelten Sinn: „Allzeit geöffnet“ (siehe Seite 38). Initiativen wie dieses „Bienenhotel“ haben derzeit Hochkonjunktur. In einer ganzen Reihe europäischer Städte tauchen immer mehr „grüne“ Inseln auf, die sich zu Oasen entwickeln und so auf die eine oder andere Weise zur nachhaltigen Gestaltung einer lebenswerten Umwelt für die kontinuierlich wachsende Bevölkerung beitragen wol- len. Dabei spielt die Aussenwerbung, spielt Out of Home als elemen- tarer und durchgehend präsenter Bestandteil des öffentlichen Raums eine wichtige Rolle. „The Breath“ lautet beispielsweise ein neues Material, das die Luft- qualität in Innenstädten verbessern kann, indem es schädliche Par- tikel aus der Luft absorbiert und herausfiltert. Es wurde im Sommer im Rahmen einer Kampagne von SEAT erstmals auf einem Riesen- poster in München eingesetzt (OOH! 3/2019). Je nach Größe könne ein solches Riesenposter in einem Jahr die in die Luft abgegebenen Schadstoffe von bis zu 400.000 Auto eliminieren, hat der Anbieter Outsite Media ausgerechnet. In Paris wandelt neuerdings ein digitaler OOH-Standort den Straßen- lärm über spezielle Sensoren in Strom um und bietet ihn über eine integrierte Ladestation direkt wieder zur Nutzung für Elektrofahr- zeuge an. Das Projekt des Automobilherstellers Peugeot ist zwar weit von der Serienreife entfernt, zeigt aber auch als Solitär, welches Inno- vationspotenzial in den OOH-Medien steckt, wenn es um neue Kon- zepte für den urbanen Lebensraum geht. Wartehallen schaffen Grünflächen in der Stadt Deutlich näher an der Praxis, weil flächendeckend schnell und umfas- send umzusetzen ist die Begrünung von Wartehäuschen des öffent- lichen Nahverkehrs. Im Juli dieses Jahres machten Berichte über die niederländische Stadt Utrecht und deren Pläne für ein „sauberes öffentliches Nahverkehrssystem“ die Runde, das bis zum Jahr 2028 abgeschlossen sein soll. Dazu gehört neben der Umstellung des Bus- netzes auf E-Mobilität vor allem die Umgestaltung der Fahrgastunter- stände, mit Bänken aus Bambusholz und Werbeträgern mit LED-Hinterleuchtung. Dazu wurden die Dächer der 316 Häuschen mit Dickblattgewächsen bepflanzt, die in mehrfacher Hinsicht zum Umweltschutz beitragen: Sie bieten Nahrung für Hummeln und Bie- nen, speichern Regenwasser und binden den Feinstaub aus der Luft. Wie alle Pflanzen wandeln sie Kohlendioxid in Sauerstoff um, ver- bessern damit das Mikroklima ihrer Umgebung und sind bei all dem äußerst pflegeleicht. In heißen Sommern sorgen die grünen Dächer für Schatten und eine Senkung der Umgebungstemperatur. Das Beispiel von Utrecht begeistert Städte und Kommunen auch jen- seits der Niederlande. Auch wenn die Fläche jedes einzelnen Dachs relativ gering ist, ergibt sich aus der Gesamtzahl der Wartehallen in einer Stadt ein Gebiet von beeindruckender Größe. In Deutschland könnten auf diese Weise „viele Hektar Grünflächen“ gewonnen wer- den, hat das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ recherchiert und weiß zu berichten: In Hannover, Düsseldorf und München werde bereits darüber diskutiert, in Oldenburg, Osnabrück, Neuss, Erkrath und Anaberg über entsprechende Anträge beraten. Das Beispiel Utrecht macht europaweit Schule In Wien ist ein Pilotprojekt der Stadt in Zusammenarbeit mit dem OOH-Unternehmen Gewista, den Wiener Linien und den Wiener Stadtgärten angelaufen; schnellwüchsige Pflanzen auf denWartehäus- chen des Öffentlichen Nahverkehrs sollen künftig „klimawandel bedingten Hitzeinseln“ entgegenwirken. Zunächst sind fünf Warte- Premiere in München: Das „atmende“ Riesenposter kann über meh- rere Monate Schadstoffe aus der Luft absorbieren. Vorbild Utrecht: Bepflanzte Wartehäuschen sind Teil des Konzepts für einen „sauberen“ öffentlichen Nahverkehr. 16 OOH!–Fokus
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