OOH-Magazin Ausgabe 3 - 2018

Die Deutschen sind so mobil wie eh und je – das zeigen erste Ergebnisse der Studie „Mobilität in Deutschland 2017“. ImDetail ergeben sich aber doch überraschende Entwicklungen. Mehr als 4.000 Mal zumMond und zurück. Oder 80.000 Mal um die Erde. So weit reicht die Strecke, die alle Deutschen zusammen zurücklegen: In Kilometern sind es gut 3,2 Milliarden. Und das jeden Tag. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Mobilität in Deutschland 2017“ (MiD), die das Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft im Auftrag des Bundesministeriums für Ver- kehr und digitale Infrastruktur (BMVI) über ein Jahr lang durch- geführt hat und deren erste Auszüge im Sommer in einem Kurz- report veröffentlicht wurden. Somit belegt die weltweit größte empirische Untersuchung zur privaten Mobilität, die nach 2002 und 2008 nun bereits zum dritten Mal vorgelegt wurde: Nach wie vor prägen Unterwegssein und Mobilität auf entscheidende Weise den Alltag der Bundesbürger. Auf den ersten Blick haben sich Verkehrsaufkommen und -leistung imVergleich zum Stand vor zehn Jahren kaum verändert: Während die Tag für Tag zurückgelegten Personenkilometer (Verkehrsleis- tung) mit 3,2 Milliarden insgesamt und 39 Kilometern pro Person nahezu gleichgeblieben sind, ist die Zahl der täglichen Wege auf 260 Millionen Kilometer leicht rückläufig (Verkehrsaufkommen). Allerdings „täuscht diese Gesamtentwicklung über regionale Unterschiede hinweg“, wie es in dem Kurzreport weiter heißt: Vor allem in Großstädten und Ballungszentren sind beide Werte zum Teil erheblich angestiegen – der Grund liegt hauptsächlich im dor- tigen Bevölkerungszuwachs. Auto bleibt erste Wahl Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Verkehrsmittelwahl: Zwar hat das Automobil mit drei Viertel weiterhin den größten Anteil an den Personenkilometern. Allerdings zeigt sich hier eine unterschiedliche Nutzung nach Demografie und Region, sodass das Auto insgesamt etwas gegenüber den anderen Verkehrsträgern verloren hat. So kann die immer intensivere Automobilnutzung in der älteren Bevölkerung die Rückgänge bei den Jüngeren sowie in den Städten nicht mehr wettmachen. Größter Gewinner in der Verkehrsbilanz ist der ÖPNV, dessen Anteil an den Personenkilo- metern von 15 Prozent auf 19 Prozent gestiegen ist. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch in der Wegebilanz: Auch hier verliert das Auto mit 57 Prozent etwas gegenüber 2008 (58 Prozent). Dem- gegenüber stehen leichte Zuwächse beim ÖPNV (von 8 auf 10 Prozent) und beim Fahrrad (von 10 auf 11 Prozent). Wie groß die regionalen Unterschiede in der Mobilität sind, zeigt sich bei genauerer Betrachtung der Städte: Hier sind deutlich mehr Menschen ohne Auto mobil, der Anteil der mit dem Pkw zurück- gelegten Wege liegt unter 40 Prozent. Dafür werden mehr als 20 Prozent mit demÖPNV und 15 Prozent mit dem Fahrrad bewäl- tigt. In den Metropolen haben sich auch bereits rund 14 Prozent der Haushalte für mindestens ein Carsharing-Angebot angemeldet, was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass das Auto als Statussymbol hier mehr und mehr an Stellenwert verliert. Mobilität hängt von ökonomischem Status ab Insgesamt ist der Anteil der mobilen Personen etwas kleiner gewor- den: Waren es 2008 noch 90 Prozent, so sind laut MiD 2017 nur noch 85 Prozent der Bundesbürger an einem typischen Tag unter- wegs. Dies wirkt sich auch auf die Anzahl der zurückgelegtenWege aus: Diese verzeichnet erstmals einen beachtlichen Rückgang von 3,4 auf 3,1 Wege pro Person und Tag. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Haushalten mit niedrigem ökonomischen Status ist die Zahl überdurchschnittlich zurückgegangen. Im Umkehrschluss heißt das: Je höher das Haushaltsnettoeinkommen, desto mehr sind die Menschen unterwegs. Unter Berücksichtigung der gleichbleibenden Verkehrsleistung lässt sich also sagen: Es werden heutzutage zwar etwas weniger, dafür aber weitere Wege zurückgelegt, die im Mittel auch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Denn trotz der geringeren Wegezahl ist die tägliche Unterwegszeit mit durchschnittlich 80 Minuten nahezu unverändert geblieben. Tiefer gehende Informationen und Auswertungen aus der Studie will das BMVI gemeinsammit Infas auf einer für Mitte November geplanten Abschlussveranstaltung vorstellen. Anja von Fraunberg Unterwegssein prägt den Alltag der Bürger 30 OOH!–Strategie & Planung Deutschland

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