OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2016

Tatsächlich scheint der digitale Out of Home-Markt in diesen Mona- ten richtig aufzublühen. Das wird schon an den Zahlen deutlich, die inzwischen eine relevante Größenordnung erreicht haben. Von einer „sehr dynamischen Entwicklung“ spricht Evelyn Lüttgens, Geschäfts- führerin der Agentur Pilot in Hamburg. Mehr als ein Viertel aller Aussenwerbeflächen seien bereits digital, im ersten Halbjahr flossen 16 Prozent aller Out of Home-Spendings in die Belegung dieser Screens. Digital OOH entwickelt sich zum Massenmarkt Nun bewährt sich, dass vor allem die beiden Großen Out of Home-Anbieter, Ströer und WallDecaux, in den vergangenen Monaten massiv in den Auf- und Ausbau digitaler Flächen investiert haben. Mit Millionensummen haben sie den Boden dafür bereitet, dass sich Digital Out-of-Home von einer Kommunikations-Nische zum Massenmarkt entwickeln konnte. Ströer bietet den Werbekunden inzwischen ein Netz von bundesweit 3.500 Screens, die in Bahnhöfen, U- und S-Bahnstationen sowie Shop- pingcentern installiert sind. Dabei wird kontinuierlich an einer Erwei- terung des Netzes gestrickt. Erst im Sommer vor einem Jahr hatte Ströer beispielsweise die 450 Flächen der mfi management in seine Vermarktung übernommen, seitdem zählen nicht weniger als 2.200 digitale Screens in deutschen Einkaufszentren zum Portfolio. Wall hat im Sommer 2015 in Hamburg damit begonnen, die ersten digitalen City Light Poster Deutschlands zu errichten. Auf dem Jung- fernstieg und entlang der Mönckebergstraßen entstand das sogenannte DigitalDeluxeNet, 18 Werbeträger in Full HD-Qualität und einer Größe von zwei Quadratmetern. „Unsere Produkte sind genau da, wo sich die Hamburger bewegen und ihre Kaufentscheidung treffen,“ sagte Andreas Prasse, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei WallDecaux, zum Start. Inzwischen wurde das Netz auf die Städte Berlin, Köln, Dortmund, Düsseldorf und Leipzig erweitert, weitere Standorte sind in Planung. Obwohl die Balkanroute dicht war, kamen imMärz noch täglich Hun- derte Flüchtlinge in München an. Sie trafen auf eine nach wie vor hilfsbereite Bevölkerung, die sie mit Decken, Kleidung, Schuhen oder Spielzeug versorgte. Leider stapelten sich in den Räumen der Hilfs- organisationen aber oft auch Dinge, die imMoment weniger gebraucht wurden. Kinetic, der Out-of-Home-Spezialist des WPP-Netzwerks, entwickelte deshalb für die Hilfsorganisation Diakonia eine Kampagne, die diese Defizite unbürokratisch verringern sollte. Über großforma- tige digitale Screens wurde am Münchner Hauptbahnhof jeden Tag kommuniziert, welche Sachspenden im Moment gerade dringend gefragt waren. „Wir waren zeitlich so flexibel, dass wir montags bei- spielsweise um Spenden wie Herrenpullover in Größe S, mittwochs aber vielleicht um Shampoo und Duschgel bitten konnten“, sagt Steffen Ansorge, Director Kinetic Active. Die Kampagne zeigt, wo die digitale Aussenwerbung gerade steht. Denn immer häufiger wird mit sogenannten „dynamischen“ Werbe- mitteln zumindest experimentiert. „Das kann bedeuten, dass eine Kampagne zum Beispiel aus zwanzig unterschiedlichen Motiven für jeden Tag besteht, oder dass – je nach Verkehrssituation – unterschied- liche Headlines eingeblendet werden“, erklärt Simon Kloos, Geschäfts- leiter der Agentur Posterscope. „Bis hin zu Liveübertragungen von Events auf digitalen Medien ist alles möglich.“ Genau dies hat der Süßgebäckhersteller Bahlsen gemacht: Im Sep- tember organisierte er mit dem Rapper Samy Deluxe mitten in Berlin ein Guerillakonzert, mit der Marke PickUp! als Sponsor. Das sorgte auch am U-Bahnhof Friedrichstraße unter den jungen Passanten für Begeisterung. Denn dort wurde auf den digitalen Screens von Wall- Decaux das halbstündige Konzert live übertragen. Digital OOH bringt Dynamik in den öffentlichen Raum: Zum Beispiel mit der Kampagne für Eckes Granini, bei der im Mai und Juni fast täglich neue Motive ausgespielt wurden, zum Teil mit tagesaktuellen Bezügen. Solche Auftritte sollen schon bald vollautomatisch umgesetzt werden. 26 OOH!–Trends & Innovationen Deutschland

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