OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2016

10 8 7 0 330 300 270 240 210 180 N W S Fernweh scheint ein typisch deutsches Phänomen zu sein. Nicht nur, weil die Menschen hierzulande als ausgesprochen reisefreudig gelten. Auch die Tatsache, dass es für den Begriff „Fernweh“ in vielen ande- ren Sprachen keine wörtliche Übersetzung gibt, spricht dafür, dass es sich dabei um ein urdeutsches Gefühl handeln muss. Genau dieses Gefühl hat die Deutsche Lufthansa im Herbst 2015 bei ihren Kunden mit dem so genannten „Reisekompass“ angesprochen und ihnen durch ein digitales, interaktives City-Light-Poster eine virtuelle Reise zu fernen Destinationen ermöglicht. Der „Reisekompass“ gehört zur Lufthansa-Kampagne „Nonstop You“, die 2012 von der Agentur Kolle Rebbe konzipiert und seitdem bestän- dig weiterentwickelt worden ist. „Wir gehen immer mehr auf die eige- nen Geschichten der Kunden, also weg vom Storytelling hin zum Storymaking“, berichtet Benita Struve, Leiterin Marketing Kommu- nikation bei der Lufthansa. „Der Kunde soll stärker in die Reiseerleb- nisse involviert werden, eigene, inspirierende Reiseerlebnisse darstel- len und dank der neuen Medien eben auch interaktiver kommunizieren.“ Doch neben der Interaktion hatte der Reisekompass auch ein klares Kommunikationsziel zu erfüllen: „In den dezentralen Catchments Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Köln sollte den Rei- senden deutlich gemacht werden, dass Lufthansa sie über Frankfurt und München in die große, weite Welt bringt“, sagt Nina Frank, Team- leiterin Beratung bei Kolle Rebbe. Das digitale CLP wird zum interaktiven Fernglas Aus diesen Überlegungen heraus und angesichts der Möglichkeiten, die die digitalen Aussenwerbeträger mittlerweile bieten, reifte schließ- lich die Idee für das erste Plakat, mit dem man verreisen kann – und das im Handumdrehen: Der „Reisekompass“ lässt sich komplett um die eigene Achse drehen und funktioniert wie ein interaktives Fernglas. Je nachdem, in welche Richtung der Benutzer das Plakat schwenkt, peilt es wie ein Kompass verschiedene Lufthansa-Destinationen in Asien und den USA an. Über Gyro- und GPS-Daten erkennt die Soft- ware, in welche Richtung der User zielt. Wird ein Ziel per Touch ausgewählt, beginnt die virtuelle 360-Grad-Reise: Mit dem Schwenk des CLPs steuert der Betrachter seinen Blick, sei es durch das Gewühl von Hong-Kongs Märkten oder entlang des Ocean Drive in Miami. Über 6.700 Menschen sind im Kampagnenzeitraum virtuell verreist – mehr, als Kunde und Agentur zu hoffen gewagt hatten. Nina Frank: „Im Nachhinein betrachtet sind wir sehr positiv überrascht: Denn über die gesamte Aktionsdauer sind 280 Menschen jeden Tag mit dem Reisekompass ‚verreist‘ – die vielen Zuschauer noch gar nicht mit eingerechnet.“ Auch Benita Struve ist mehr als zufrieden, „denn wir sehen jeden einzelnen Kontakt als wirklich intensiven Kontakt“. Zwei bis drei Minuten beschäftigten sich die Leute im Schnitt mit dem Medium, das ist im Vergleich zu anderen Werbekontakten lang. Außerdem konnte die Lufthansa den Nutzern nicht nur einen Mehr- wert bieten, sondern sich auch noch als innovatives Unternehmen positionieren. Zumal die Kampagne in Mobile und Social Media ver- längert wurde. So ließ sich der Reisekompass in ausgewählten Reise-Apps als Banner erleben, das die beworbene Destination ebenfalls im 360-Grad-Bewegtbild zeigte. Auch hier erfolgte die Navigation durch ein simples Drehen und Schwenken des Smartphones oder Tablets. Schließlich wurden die aufwändig produzierten Videos auch in Facebook und Youtube „weiterverwertet“, wo sie im Aktionszeitraum 1,34 Millionen Aufrufe erreichten. Anja v. Fraunberg Im Handumdrehen um die Welt Mit dem „Reisekompass“ präsentiert die Deutsche Lufthansa gemeinsam mit ihrer Kreativagentur Kolle Rebbe das erste Plakat, mit demman verreisen kann – zumindest virtuell. Die aufwändige Installation war nicht nur erfolgreich, sondern auch extrem inno- vativ, so dass sie bei der diesjährigen PlakaDiva Gold holte. Den vollständigen Artikel zum „Reisekompass“ lesen Sie hier. 28 OOH!–Kreation & Kreativität Deutschland

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