OOH-Magazin Ausgabe 4 - 2015
30 OOH!–Trends & Innovationen Österreich Dramatisierung der „Zwischenorte“ Out of Home ist nicht nur Marketing, sondern lädt den öffentlichen Raum emotional auf. Viktor Gruen hat mit der Konzeption der Fuß- gängerzone Kärntnerstraße die Aufenthaltsqualität erheblich gestei- gert. Der öffentliche Raum ist eine großartige Bühne, wo man einen erhöhten Aufmerksamkeitslevel hat. Es geht dabei nicht um „Schau- fenstergestaltung“, sondern um Dramatisierung der „Zwischenorte“. Dort erreicht man die Menschen emotional am besten, wie es Sixt mit seinen Inszenierungen auf Flughäfen getan hat. Manche OOH-Inszenierungen werden zu Ikonen einer Markenwelt. Da schaffen LED- und digitales OOH neue Möglichkeiten. Alle wichtigen Punkte einer Stadt wer- den in einer „kognitiven Landkarte“ im Gehirn gespeichert. Gute Marke- tinginszenierungen werden zum Bestandteil dieser Karte und zur Ori- entierung herangezogen – wie bei- spielsweise die Fassade des Uniqa-Towers, der sich zur Landmark entwickelt hat. Christian Mikunda, Autor, Dramaturgie- und Marketingexperte Out of Home: gesehen und verstanden werden Out of Home ist Teil des öffentlichen Raums und vergegenwärtigt Marken und Botschaften. Außerdem machen Out of Home-Werbe- mittel den öffentlichen Raum bunter und sorgen für optische Ab- wechslung. Viele Inszenierungen sind sehr gut und aufmerksamkeitsstark, aber manchmal ist es auch zu viel des Guten. Die Menschen haben sich inzwischen an die „Überfülle“ der digitalen Erlebniswelten gewöhnt und mit dem Gewöhnungseffekt sinkt die Aufmerksamkeit. Es müs- sen daher immer stärkere Reize gesetzt werden, aber „je lauter ein Konzert wird, desto weniger hört man den Einzelnen“. Die plakativen Botschaften sollten sich nicht durch Schnelligkeit aus- zeichnen, sondern trotz Dynamik in ihrer Kernbotschaft wahrnehmbar bleiben. Die „alten“ Regeln gelten auch bei mo- dernen Werbemitteln – gesehen und verstanden werden. Nur wahrgenom- mene und abgespeicherte Werbeinfor- mationen können kaufrelevant sein. Roswitha Hasslinger, Markt-, Meinungs- und Motivforscherin und Unternehmensberaterin Out of Home wird steuerbar In Umfeldern wie Bahnhöfen, Fußgängerzonen und Shoppingcentern befinden sich die Menschen in einer speziellen Aufnahmesituation, dadurch entstehen auch eine größere Offenheit und ein verstärktes Responseverhalten. Diese Umfeld-Situation eignet sich somit im be- sonderen Maße für den Einsatz von speziellen Installationen (Sonderwer- beformen) und aufgrund der geringe- ren Fließgeschwindigkeiten zum Auf- bau von digitalen Werbeflächen mit höheren Durchlaufzeiten. Vor allem durch die Digitalisierung werden bis- her statische Bilder zu animierten Er- lebniswelten, bei denen man auf die Bedürfnisse des einzelnen Kunden Rücksicht nehmen kann. Hansjörg Hosp, COO Gewista, Vizepräsident Out of Home Austria Plakat genießt höchste Aktualität Die Kunst von Plakat hat von jeher darin bestanden, Botschaften auf das Minimum zu verdichten, denn: ein Plakat wirkt auf den ersten Blick oder gar nicht. Dieses eherne Gesetz bei Out of Home gilt nach wie vor: Weniger ist mehr. Reduktion und Verdichtung sind – ob visuell oder verbal – das, was das Plakat wirklich erst richtig wirken lässt. Mit der zunehmenden Digitalisierung haben viele junge Kreative Print und Outdoor nicht mehr „gelernt“ – was man leider am Niveau der heutigen Plakatgestaltungen merkt. Tolle Ausnahmen bestätigen die Regel. Tatsächlich ist Plakat ein Medium, das trotz des Trends ins Digitale höchste Aktualität genießt. Digital bedeutet vor allem Fragmentie- rung. Es ist zwar leicht dort Menschen zu erreichen, aber viele Bot- schaften werden gar nicht wahrge- nommen und oft auch nicht von den Richtigen. Für das Plakat gilt: am Pla- kat kommt jeder vorbei. Das „Embra- cing“ von Digital hat neue Möglich- keiten und damit auch neuen Raum für kreative Ideen geöffnet – Rolling Boards, City Lights etc. haben das Me- dium nicht nur bereichert, sondern auch außerordentlich aktuell gehalten. Mariusz Jan Demner, Werbefachmann, Gründer Demner, Merlicek & Bergmann
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