OOH-Magazin Ausgabe 2 - 2015

14 OOH!–Fokus An Verfolgung und Hass in Wien erinnert „wien project space“ der Kunsthalle Wien mit der „Entschriftung des öffentlichen Raums“: Die Schaufenster eines Shoppinghauses wurden mit gelben Plakaten zugeklebt, dazu der Hinweis „Mit sofortiger Wirkung geschlossen.“ Mit der NS-Vergangenheit beschäftigt sich auch „Der größte gemeinsame Teiler“ von Lia Sáile, eine Mauer im freien Platz. Nachdem die Aufstellung amMorzinplatz, Standort der ehemaligen NS-Zentrale, verboten wurde, mahnt sie auf dem Museumsplatz. Mit der regelmäßigen Verhüllung des Wiener Ringturms leistet die Wiener Städtische einen Beitrag zu Kunst im öffentlichen Raum. Namhafte österreichische und internationale Künstler wurden seit 2006 mit diesem Projekt beauftragt. 2014 wurde der Turm mit dem Werk „Schleier der Agnes“ von Arnulf Rainer verkleidet. Interventionen im öffentlichen Raum Ebenso wie Installationen spielen klassische Plakatmedien von jeher eine große Rolle bei der Inszenierung von Kunst im öffentlichen Raum. Unter dem Motto „Zeit für ein Zitat“ werden bereits seit 1983 jährlich tausende von Plakaten mit zeitgenössischer Lyrik und Aphoristik affichiert, auf Initiative des damaligen Kulturstadtrats und späteren Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk. Im Jahr 2005 wurde die Aktion erfolgreich auch in den CEE-Hauptstädten durchgeführt. Seit Beginn von „Zeit für ein Zitat“ hat Wien mehr als 250 unterschiedliche Gedichte von AutorInnen des 20. Jahrhunderts in der Öffentlichkeit plakatiert gesehen und damit eine Form der kontinuierlichen Literaturförderung erlebt, wie sie nirgendwo anders erfolgt. Auch „Paint The Town Red“ arbeitet mit dem Medium Plakat. Im Rahmen dieser Kunstaktion von Otto Mittmannsgruber im Juli 2011 verdecken dicke rote Pinselstriche die Werbeinhalte auf 500 Plakatstellen. An den Seiten der Plakate bleiben Teile der ursprünglichen Werbebotschaften erhalten, der Hauptteil „erblindet“ durch die rote Farbe. Nach zwei Wochen sorgt eine zweite Plakatierungswelle für neuerliche Aufmerksamkeit: Eine Figur in Latzhosen erscheint auf den roten Flächen – mit einem Schwamm einen kleinen Teil der übermalten Bildfläche freilegend. Der lebensgroße „Plakatputzer“, der mit der Wiederherstellung der gewohnten Ordnung beschäftigt ist, bringt einen heiteren und ironischen Kommentar ins Projekt ein. Mit dem Werk „3 Brothers“ des brasilianischen Künstlers Speto schließt sich in Wien der Bogen zu Banksy. Speto, einer der renommiertesten Streetart-Künstler Südamerikas, schuf mit „3 Brothers“ eine Hommage an die Gebrüder Villas Bôas sowie die Erzählkulturen der indigenen Bevölkerung Brasiliens. Sein Beitrag vervollständigt das internationale Street-Art Projekt entlang der U-Bahn-Trasse im Viertel Zwei. Stefan Auferbauer / Helmut Strutzmann „Mit sofortiger Wirkung geschlossen“: Zugeklebte Schaufenster und Plakate erinnern an politisch bedrückende Zeiten. Öffentliche Literaturförderung: In Wien werden jährlich tausende Plakate mit Lyrik und Aphoristik affichiert.

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